Rückblick: Hangover III und Fackeln im Sturm 3D

12. July, 2011 | Berichte, Fotos

Am Wochenende stand mal wieder der jährliche Ausflug unseres Kultzuges im Kalender. Nachdem wir im vergangenen Jahr auf dem Wasser unterwegs waren, wollten wir nun mit Hilfe der Bahn die Welt retten, dat dat dat… Als Treffer in der Landkarte wurde dieses Mal das beschauliche Rheinörtchen Rüdesheim, die Heimat des Asbachs, ausgewiesen, wobei einer der Mitreisenden noch bis Sonntagmittag dachte, wir wären in Rüsselsheim gelandet. Rüdesheim ist dem gemeinen Leser wohl nur als touristischer Weinort für Senioren, stupide Japaner und Amerikaner bekannt, die sich dort mit Kuckucksuhren eindecken, die deutsche Fachwerkkunst bewundern können und läutende Kirchtürme fotografieren: genau unsere Zielgruppe also!

Morgen Stund hat bekanntlich Gold im Mund und so traf sich unser reiselustiges Grüppchen bereits zu früher Stunde in der Bahnhof-Schänke in Köln. Da einer unsere Kameraden nach eigener Aussage „gestern einen verdammt scheiß Tag gehabt“ hat, lud er seine Freunde auf diverse hochprozentige Spaßgetränke ein, beginnend mit einem Busfahrergedeck. Getreu dem Motto „es geht auch ohne, aber sicher ist sicher“ stieg die Stimmung (+ Lautstärke) bereits stark an und wir machten uns auf die Reise in Richtung Koblenz. Ganz zur Freude eines mitreisenden Pärchens platzierten wir uns samt Gepäck und Kühltaschen („Bitburger schmeckt zum Kotzen, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen!“) neben diesen und begannen so manche Unterhaltung, in der wie immer das wirklich Wichtige dieser Welt besprochen wurde. Waren die beiden zunächst gar nicht erfreut über unsere Anwesenheit, begann auch dort das Eis zu schmelzen. Tief gefroren wurde es aber wieder, nachdem sie uns beantworten sollten, was denn diese mitgeschleppte große Einkaufstüte von Luis Vuitton kosten würde. In Koblenz trennten sich dann unsere Wege und wir bestiegen die nächste Bahn in Richtung Rüdesheim und nach einiger Zeit musste einer von uns erschreckend feststellen, dass wir ja schon in den Bergen sind. „Hab ich denn jetzt so viel gelabert?“

In Rüdesheim angekommen startete zunächst die traditionelle Diskussion, ob man die 350m Entfernung zum Hotel per pedes oder nicht doch mit dem Taxi zurücklegen sollte. Um bereits die wichtigsten Lokalitäten des Ortes zu entdecken, entschied man sich für den Fußweg. Leider kamen vier Kameraden nicht wie geplant im Hotel an, da sie sich dummerweise verliefen und in einer Vinothek in einem Gewölbekeller landeten – das Schicksal spielte uns mal wieder in die Karten J Nachdem mit aufforderndem Pfiffen beim Hausherren die ersten Flaschen Wein bestellt wurden (u.a. die zweite noch bevor die erste probiert wurde), bot man ihm direkt das Du an: „Doktor Winzer, jetzt wo wir uns zwei Minuten kennen, darf ich dir das Du anbieten?“. Nach zwei Stunden Weinprobe – ausgeschüttet wurde natürlich nichts – machte man sich zurück ans Tageslicht und so manch einer kam sich vor wie die Kumpel aus der Kohlemine in Chile. Um sich an die helle Umgebung zu gewöhnen, deckte man sich in einer angrenzenden Straße schnell mit Sonnenbrillen und sonstigen wirklich wichtigen Utensilien ein.

Angekommen im Hotel überraschte man die verbliebenen zwei Kollegen im Mittagsschlaf und erklärte diesen, dass dieser nun beendet sei. Nachdem man die restlichen Zimmer bezogen hatte, bestellten sich zwei von uns noch Pizza aufs Zimmer und verköstigten diese mitsamt Wein aus Zahnputzbechern und Feuerlöcher im Bett. Ein paar Minuten kam dann direkt der erlösende Anruf von Stephan, der sich als Vortrupp bereits wieder auf die Erkundung der nahen Umgebung gemacht hat: „Hier um die Ecke ist ne exzellente Party!“ So flogen wir kurzerhand als ungeladene Ehrengäste bei einem Hoffest ein, verköstigten dort leckeren Flammkuchen (ne scheiß Grundlage, ich sag’s euch) sowie den Hauswein. Da hatten wir aber flück mit jespillt, so dass der nächste Tagesordnungspunkt bereits an der Reihe stand: die Gruselweinprobe.

Angekommen im Weingut warteten wir auf den Beginn der Gruselweinprobe. Vom Veranstalter wurde uns im Vorfeld bereits angekündigt, dass man sich einer größeren weiblichen Gruppe anschließen müsste. Nach ausgiebigen Diskussionen entschieden wir uns teilzunehmen und hofften auf die Erfüllung einer Versprechung, die man im Nahen Osten aus Selbstmordattentäterkreisen kennt: schieß dich aus dem Leben und Du bekommst 25 Jungfrauen J Alles Weitere sollten die Bilder wohl aussagen, die ihre eigene Sprache sprechen. Die befürchtete Kaffeefahrtentruppe mit einem Altersdurchschnitt von 85 war es zumindest nicht. Die Mädels mussten sich jedoch im Laufe der Weinprobe mit einigen unserer Eigenarten vertraut machen. Zitat: „Dein Freund da drüben klaut gerade die Katze, ist der immer so?“

Nachdem wir den Keller des Grauens verlassen hatten („Das einzig gruselige an der Probe waren wir und der Sekt zu Beginn!“), verbrachten wir noch einige gesellige Minuten im Weingut, bevor die ersten von uns schon wieder Hummeln im Arsch hatten. Der heiße Tipp aller Locals war der In-Club schlechthin in dieser Stadt, dort wo es heißt „Sehen und Gesehen werden“ und wo weder die Reichen noch die Schönen hingehen: die Nachteule! Für uns war klar: hier wollten wir nun zusammen stehen und zusammen fallen J Zunächst hieß es aber noch, eine saftige Grundlage zu schaffen und so zog es uns in ein Restaurant, in dem wir unsere Französischkenntnisse avec la Cherie verfeinerten und so mancher alten Dame noch einen flotten Tanzschritt beibrachten. Nachdem man das halbe Interieur des Ladens abgeräumt hatte, ging es nun aber zügigen Schritten in Richtung des Szenelokals.

Nach verhaltenem Beginn im Edelschuppen, bei dem wir die Dartpfeile um die Wette fliegen ließen, waren im Folgenden recht schnell bereits einige hundert Euros in Wetteinsätze, Spielautomaten, multiple Orgasmen und Bitburger Gerstensaft investiert. Ebenso wurde man auch recht zügig mit einigen Granden der Rüdesheimer High Society bekannt gemacht und die ersten Verabredungen für den Folgetag standen. Angepeitscht von DJ Hacke hinter den Turntables ließ ein großer Auftritt auf der Tanzfläche nicht lange auf sich warten, wobei man ganz im Gegenteil zu DJ Hacke alles andere als regungslos blieb. So vergingen die Stunden und nach und nach taumelte ein Keiler nach dem anderen ins Bett. Dass vier Freunde nach dem Diskoausflug noch nach einem Speiselokal suchten, aber nur hochgeklappte Bordsteine fanden, sollte an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden. Man hatte zum Glück noch einen kalten Happen Pizza im Zimmer liegen gelassen, der für den ein oder anderen Verwundeten sicher lebensrettend war.

Wie der Morgen danach begann, könnt ihr euch wohl alle denken. Anscheinend wohnte jedem Hotelzimmer ein Zauber inne, der über Nacht ein Doppelzimmer in einen Pumakäfig verwandelte. Ein Kamerad behauptete sogar, dass es nach einem großen Geschäft im Badezimmer immer noch besser riechen würde, als im Schlafzimmer… Entschädigt wurde man aber mit einem richtig guten Frühstück, welches in gewohnter alter Manier nicht nur in unseren Mäulern, sondern in Teilen auch noch zusätzlich in unseren Taschen verschwand.

Dank dieser Stärkung nahmen wir nun den zweiten Tag in Angriff. Der Weg führte uns direkt wieder in die bekannte Drosselgasse, dort wo man sämtliche Lokalitäten des Vorabends finden konnte. Nun wurde uns allen klar, welche Ausmaße das Feiern genommen hatte, da man aus jedem Lokal Grüße vernehmen durfte und in der Folge mehr Hände zu schütteln hatte, als der Kaiser von China. Zur Krönung wurden wir noch als Ehrengäste an Tisch 100 des Cafés „Zum goldenen Engel“ empfangen und der Geschäftsführer begrüßte uns mit dem Satz: „Ihr seid heute meine Gäste!“ Es folgten eine saftige Ladung an Rüdesheimer Kaffee (zieht einem die Falten aus dem Sack9 sowie eine interessante Eisprobe, aus der besonders die Sorten Curry und Löwensenf hervorzuheben sind. Zu guter Letzt besuchten wir noch mal den Gewölbekeller von Doktor Winzer, der zu unser allem Erstaunen gar nicht Pitter sondern Günther hieß. Aber Hauptsache der tapfere Weinbauer hört den halben Abend auf den falschen Namen… Ein einladendes Nachmittagsmenü an der idyllischen Rheinpromenade zwischen Fernverkehr und Güterzügen sollte uns das letzte Geld aus den Taschen rauben und somit hieß es nun, die Rückfahrt anzutreten. Auf Nachfrage des etwas verblitzten Schaffners, ob man in Rüdesheim zugestiegen sei, antwortet unser Katzendieb nach reiflicher Überlegung überzeugend mit einem „nöööööööö!“. Anmerkung der Redaktion: der Zug war knapp drei Wagen lang, hatte maximal 30 Insassen und dementsprechend hätte alles extrem überschaubar sein müssen. Die All Blacks haben wieder zugeschlagen!

Nach gut 2:30 Stunden Zugfahrt kamen wir am frühen Abend wieder zu Hause an und so jeder hatte noch ein paar Stunden Zeit, sich wieder im Alltag zurückzufinden.

Der Ausflug war mal wieder ein absolutes Highlight und reiht sich in alle Geschehnisse unseres Mobs ein. Dass natürlich nicht jede Geschichte hier erwähnt werden soll/ darf/ kann, möchtet ihr bitte nachsehen. Die Bilder sollen euch nicht vorenthalten bleiben, sie sprechen ihre eigene Sprache.

BILDER HIER

Wilde Keiler in Juli 2011