Travelguide Amsterdam

25. July, 2012 | Allgemeines, Berichte

Nach langer Planung und intensivster Vorfreude (Bild berichtete) ging es für sieben wackere Männer unseres Zuges am Wochenende in die holländische Hauptstadt – dass sie das in Wirklichkeit ist, haben einige Kameraden übrigens erst vor Ort festgestellt. Armin weckte die Meute um 6:30 Uhr mit einer SMS: “Hück wird e Päädche platt jemaat!”, was den Startschuss für ein harten Wochenende bedeuten sollte. Einer dieser Kameraden hatte sich übrigens besonders gut auf den Ausflug vorbereitet und am Tag zuvor eine intensive Trainingseinheit genossen. Dementsprechend schwer war er aus dem Bett zu bekommen und schockierte seine Mitfahrer 15min vor Abfahrt des ICEs mit der Nachricht, dass er nicht mitkommen wird. Da er aber eines der beiden Tickets hatte, blieb ihm keine andere Wahl, als ein Taxi zum Bahnhof zu nehmen und seinen Rausch am Bahngleis auszuschlafen. Eine weitere erwähnenswerte Anekdote ist, dass zwei Keiler sich – ebenfalls nach einer intensiven Trainingseinheit auf der Düsseldorfer Kirmes – in aller Herrgottsfrühe auf den Weg zu den anderen Jungs nach Köln machten, um im ICE verwundert festzustellen, dass der erste Zwischenhalt auf dem Weg nach Amsterdam ja Düsseldorf ist. Um 9:00 Uhr anstatt um 6:00 Uhr aufstehen hätte also auch gereicht :-)

In Köln angekommen wurden aber schnell die ersten 0,33er Kanönchen getestet und die Sonne auf der Domplatte ausgekostet – die Bahnhofskneipe hatte unverschämterweise noch zu und so mussten wir mit dieser Tradition brechen. Über die sich auf der Domplatte abspielenden Episoden müssen die Zeitzeugen persönlich berichten, wir möchten hier weder den Jugendschutz hervorrufen noch Ekel bei unseren Lesern erzeugen. So traten wir also schnell die Flucht an und machten es uns im ICE gemütlich. Selbstverständlich wurden hier alle Reserven vernichtet, das Bordbistro geplündert und wie immer die wirklich wichtigen Themen des Lebens diskutiert, natürlich auch mit unbeteiligten Mitreisenden, zumindest durften sie in den Genuss einer kostenlosen Hörprobe des Meisterwerks „Lott mer jett von dr Futt verzälle“ kommen.

Nach 2,5 Stunden war dann planmäßige Endstation Amsterdam Centraal. Hier wurde sich direkt ein Bild der toleranten Holländer gemacht und nicht wenige guckten erstaunt, als zwei auskunftsfreudige Streifenpolizisten uns detaillierte Antworten über holländische Import-Export-Geschäfte gaben. Der Weg zum Hotel sollte per Bus absolviert werden, auch wenn der zufällig angetroffene Gilbach-Reisen Charter uns nicht mitnehmen wollte. Dennoch ein Highlight, dass man den stärksten Busfahrer der Welt (fährt sicher ohne Servolenkung) ausgerechnet 250km entfernt von der Heimat antrifft.

Nach kurzem Einchecken im Hotel ging es dann per Taxi in die Stadt. Grandios, Herr Taxifahrer, welches Szenerestaurant Du uns empfohlen hast, Du Vogel! Da wir uns was Besseres gesucht haben, sind wir alle halbwegs satt geworden und haben nebenher noch ein paar nette Tipps über Blueberries und Top Dogs bekommen. Gut zu wissen, dass man sich vorher auf einen Fernsehsender einigen sollte. :-)

Obwohl zwei unserer Gilde in nächtelanger Detailarbeit ein Sightseeing- und Kulturprogramm ausgearbeitet hatten, siegten natürlich die Spontanität und der Durst bei der Tagesgestaltung. So enterte man kurzerhand einen Kahn, handelte nen akzeptablen Preis aus und machte eine lange private Bootsfahrt durch die Grachten und den Amsterdamer Hafen. Dass „all drinks included“ ausgehandelt wurde, ist natürlich keine gesonderte Nennung wert. Spätestens jetzt weiß jeder Amsterdamer, dass das Meer die Heimat und die Sterne die Freunde des Seemanns sind. Im Gegenzug dazu mussten aber auch wir lernen, dass das Fassungsvermögen einer menschlichen Blase ungleich der Breite einer Brücke ist und unter dieser kein Anker geworfen werden kann, was zu so einigen verwunderten Blicken der restlichen Passanten führt. Ebenso sollte es unterbunden werden, vorbeifahrende Schiffe zu entern, auch wenn man vorher noch beim Kapitän Jim nachgefragt hat, ob man „einen Seafight“ ausüben darf.

Nach der Tour fiel es einigen Seemännern schwer zu unterscheiden, ob man nun noch an Bord oder wieder an Land ist, da man wohl den Seegang fortwährend spürte. So musste man also eine kurze Stärkung einschieben. Leider hat es uns zunächst in einige Seemannskneipen getrieben, bevor man zum Essen überging. Absolut empfehlenswert diese Lokale dort. Der dortige Döner war so exzellent und preiswert, dass sich der Verkoster glatt nach dem „Berliner Döner mit Gammelfleisch für Ein-Euro-fuffzisch“ sehnte. Auch die Pizzen wussten zu gefallen und es war ein Wunder, dass immerhin eine von drei halbwegs aufgegessen wurde. Da half leider nur noch der aus Lloret de Mar bekannte Burgerautomat – ein Gedicht!

Da wir nun wieder gestärkt waren, konnte der nächste Tagesordnungspunkt angegriffen werden. Man hatte von einem Etablissement gehört, in dem man für einen gewissen Geldbetrag frei Saufen hatte. So war es für den letzten Gentlemen von Amsterdam ein leichtes, uns vom Eintritt zu überzeugen und uns 45,- € für eine Stunde Aufenthalt aus den Taschen zu ziehen. Leider haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht und so fiel uns erst nach Betreten dieser Bar auf, dass der vom Vorprogramm gewonnen Seegang auch dort anhält und manche ihren Zenit schon deutlich überschritten hatten. So muss man sich nicht wundern, dass einer unserer Kameraden sage und schreibe ein Bier getrunken hat, während andere sich mit Durchschnittspreisen für ein Getränk von 7,50 € bis 15,- € zufrieden gaben. 45,- € für ein Bier kann man sich aber auch mal gönnen, Martin (Name von der Redaktion geändert). :-)

Also musste man sich wieder dem Wohlbekannten zuwidmen und normale Bierchen außerhalb von Flatrates ordern. Der Preis für nen halben Liter liegt immerhin nur bei fünf bis sechs Euro, das war nach den Umständen in der All-in-Bar noch zu verkraften. Der Zenit war aber bald auch beim letzten Kämpfer überschritten und ich kann an dieser Stelle gar nicht mehr sagen, wie der Abend ausgeklungen ist.

Irgendwann fanden sich alle gemeinsam in einem Taxi – wie immer mit Überbesetzung – wieder und flogen im Hotel ein. Hier musste sich einer unserer Ritter von den Strapazen des Vortages besonders erholen und ließ sich ein Schaumbad ein, in dem selbstverständlich geraucht und abgeascht wurde. Drei Stunden später ist er erschrocken aufgewacht, da die Wassertemperatur mittlerweile ziemlich niedrig war. Also schnell abtrocknen und ins Schlafzimmer umziehen, wo die beiden anderen Kollegen friedlich schliefen, obwohl die mitgebrachte Musikanlage auf Anschlag war und einen Klassiker nach dem anderen spielte.

The day after begann wie immer. Während einige sogar das Frühstücksangebot nutzen konnten, waren andere nicht aus den Federn zu kriegen. Irgendwann haben es doch alle geschafft, halbwegs stabil auf zwei Beinen zu stehen und ins vorbestellte Taxi zu steigen. Dieser Taxifahrer muss eine Fahrt der besonderen Art erlebt haben, da er wohl nun in der Lage ist, fließend Kölsch zu sprechen. Jo jo datt, hässe Räääsch!

Wer die Erlebnisse von Sonntag wissen möchte, fängt am besten noch mal im fünften Abschnitt am zu lesen. Bei strahlendem Sonnenschein haben wir uns auf die alten Stärken besonnen und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Ein Highlight war sicher die Liveaufführung eines Feierwütigen, der am Vorabend wohl nicht nur zu tief ins Glas geschaut hat. Das Video – falls brauchbar – werden wir vielleicht an dieser Stelle mal veröffentlichen, pädagogisch wertvoller kann eine Lehrstunde nicht sein. Nach einer abermaligen Stärkung ging es dann Abends zum Bahnhof, von wo aus man die Heimreise nach Deutschland antreten sollte.

War wieder ein genialer Ausflug – Fotos sind nun online (27.07.2012)